Das Fotografieren in der Kälte beginnt schon, bevor man das Haus verlässt, und zwar nicht nur, was die Kameraausrüstung betrifft, sondern auch die Kleidung. Man könnte vielleicht auf die Idee kommen, dass Unmengen an Kleidung getragen werden müssen, aber in Wirklichkeit kommt es nur auf die richtige Art von Kleidung an. Anstatt zehn Paar Socken anzuziehen, sollte man lieber das richtige Paar Socken, die richtige Jacke, Wollunterwäsche und ein dickes Paar Handschuhe tragen. Gute Kleidung hält einen Fotografen nicht nur warm, sondern garantiert auch seine Sicherheit.
Man muss immer im Hinterkopf behalten: Unabhängig davon, was Thermometer oder Wettervorhersage sagen, sorgt der Wind unter Umständen dafür, dass es einem doppelt so kalt vorkommt. Und man muss das mitgebrachte Trinkwasser gut isolieren; denn es ist schwierig, gut hydriert zu bleiben, wenn man an einem Eisblock nuckelt!
Einsatz von Kamera und Ausrüstung
Wenn ich beim Skifahren fotografiere, verfolge ich eine „Run and gun“-Strategie, ähnlich wie ein Reportagefotograf: Ich wähle ein Objektiv aus, setze es auf meine Sony α 1 oder Sony α7R III und schnalle die Kamera an meinen Schultergurt. Ich fahre mit meinen Freunden Ski, bis wir die perfekte Stelle gefunden haben. Dann fahre ich voraus, gehe in die Knie und fotografiere, während sie an mir vorbeirauschen. Nichts ist gestellt, keine Wiederholungsversuche, einfach das Bild machen und weiterfahren.
Ich kann ganz ehrlich sagen, dass ich niemals ein Problem damit hatte, mit den Kameras von Sony bei eisigen Temperaturen zu fotografieren. Sowohl die Sony α 1 als auch die Sony α7R III liefern genau die gleichen Ergebnisse wie unter normalen Bedingungen, mit dem einzigen Vorbehalt, dass die Akkulaufzeit wie bei allen elektronischen Geräten natürlich etwas verkürzt ist. Deshalb achte ich immer darauf, genügend Akkus dabei zu haben und diese so warm wie möglich zu halten.
Die Aufnahme
Was ich mit meinen Bildern zeigen möchte, ist die Kraft der Natur. Der Umwelt ist es egal, ob man da ist oder nicht – wir Menschen haben nicht die Möglichkeit, auf derselben Ebene wie sie zu interagieren. Wir gehören zu ihr und beugen uns ihrem Willen. Es klingt vielleicht kitschig, aber von dem Moment an, ab dem man versucht, bei -13 °C und rauem Wind zu schlafen und nur ein bisschen Stoff und ein paar Entenfedern einen vor Unterkühlung bewahren, versteht man das plötzlich. Ich versuche also, genau das in meinen Bildern zu zeigen: die große Natur und die kleinen Menschen.
Um dies zu verdeutlichen, verwende ich eine Vielzahl verschiedener Objektive. Zur Dokumentation von Geschichten oder Schauplätzen und für Situationen, die schnelle Reaktionen erfordern, verwende ich in der Regel Zoomobjektive wie das FE 16–35 mm f/2.8 GM oder das Objektiv FE 70–200 mm f/2.8 GM OSS. Wenn ich einen bestimmten kreativen Look oder Effekt erzielen möchte, verwende ich ein Objektiv mit Festbrennweitenwie, wie das FE 50mm f/1.4 ZA oder das FE 85mm f/1.4 GM.
Ich muss mein Objektiv und die Belichtungseinstellungen auf Grundlage der gegebenen Umgebung und Bedingungen wählen. Um es nochmal zu betonen: Der Mensch ist so unbedeutend, und wir müssen flexibel sein und mit dem arbeiten, was wir haben.
Es gibt Tage, an denen es zu kalt für Wolken ist, oder es bilden sich einfach nur weiche Wolkenfetzen, die sich an die Berggipfel schmiegen und die Silhouette vereinfachen. Diese können das Licht abmildern und das Fotografieren gegen das Licht – etwas, das ich anscheinend absolut nicht vermeiden kann – leichter machen. Schnee funktioniert auch als ultimative Lichtreflexion. Wenn man Menschen, Zelte oder irgendetwas fotografiert, besteht die Tendenz, dass das Licht vom Schnee in alle Richtungen hin reflektiert wird. Es füllt die Schatten auf, ob man will oder nicht. All das sorgt für ein helles und luftiges Gefühl in den Fotos.
Aber dann gibt es auch Tage, an denen der Wind auf dramatische Weise peitscht und erst ein ernsthafter Kampf gegen die Kälte gewonnen werden muss. Die obige Aufnahme wurde für Helsport Tents gemacht, zusammen mit dem legendären Børge Ousland. Es war ein wildes Shooting bei etwa -15 °C und Windgeschwindigkeiten von bis zu 20 m/s. Das sind die Tage, an denen man einfach akzeptieren muss, dass so etwas dazugehört und man nicht einmal so tun kann, als hätte irgendjemand Spaß dabei. Wenn der Wind den Schnee aufwirbelt, hat man die Chance auf einen sauberen, weißen Hintergrund ohne jegliche Form dazwischen. Aber der Wind kann auch das Motiv verdecken, sodass es sich nur mit einem Weitwinkel aus der Nähe aufnehmen lässt. Es ist verrückt, wie sehr Wind und Kälte eine Aufnahme beeinflussen können.
Ein Ratschlag, um sich wohler zu fühlen: Finden Sie die Aufnahme, die Sie von der Kälte ablenkt. Man kann sich so sehr in die Konzentration auf eine Aufnahme verlieren, dass die Kälte gar nicht mehr so sehr schmerzt – zumindest, bis die Sonne untergeht, denn dann erst setzt die Kälte so RICHTIG ein.
Nichts fühlt sich so kalt an, wie wenn es dunkel ist.
„Man bekommt nicht oft so viel Wunderbares an einem einzigen Ort zu sehen … Das ist Natur“