Radfahrer auf einer einsamen Bergstraße

Meine Aufnahmetechnik | Radsportfotografie

Russ Ellis

Für mich ist der Radsport die abwechslungsreichste Sportart für Fotografen. Das ist der Grund, warum sie mich so begeistert. Dieser Sport bietet Gelegenheiten für so viele unterschiedliche Arten der Fotografie. Vor dem Rennen, wenn alle herumlaufen, kann ich Porträts aufnehmen. Beim Rennen selbst kann ich die Umgebung miteinbeziehen, und dann im Ziel ist da diese pure Action, Energie und Emotion.

Gruppe von Radfahrern, die an einem Steinbogen vorbeifahren

© Russ Ellis | Sony α9 + FE 16-35mm f/2.8 GM | 1/1000s @ f/8.0, ISO 2000

Emotionen machen einen gewaltigen Teil einer großartigen Radsportaufnahme aus. Es gibt alle möglichen Stile, die man anwenden kann, aber die besten Bilder weisen drei Dinge auf: Erstens vermitteln sie ein Gefühl für den Ort, so könnte etwa ein bekanntes Monument oder Wahrzeichen den Rahmen bilden. Zweitens sieht man einen der Hauptakteure, vielleicht den Fahrer im gelben Trikot oder einen möglichen Favoriten. Und drittens müssen solche Bilder eine gewisse Emotion und Anstrengung zeigen, Schweiß auf dem Gesicht oder einen Riss im Trikot von einem vorherigen Sturz.

Radfahrer überquert die Ziellinie mit hochgerecktem Arm

© Russ Ellis | Sony α9 + FE 16-35mm f/2.8 GM | 1/1600s @ f/5.0, ISO 125

Aufgrund der zahlreichen Stilrichtungen, die man fotografieren kann, und des Zugangs, den man bekommt, muss man vorbereitet sein, was die Objektive angeht. Glücklicherweise sind meine Sony α Objektive ziemlich klein, ich kann also den Großteil meiner Ausrüstung mitnehmen. Ich habe normalerweise zwei Sony α9 Gehäuse, eines mit dem 100–400 mm-Objekt und das andere mit 85 1.4 vor dem Rennen und das 16–35 mm während des Rennens und bei der Zieleinfahrt. Das heißt, ich habe eine enorme Vielseitigkeit der Bildeinstellungen. Nach dem Zieleinlauf wechsle ich vielleicht zum 50 1.8, um unbemerkt ein paar besondere Augenblicke einzufangen, aber ich habe alles bei mir, wenn ich es brauche.

Radfahrer fährt an einem Gebäude mit gelben Fensterläden vorbei

© Russ Ellis | Sony α9 + FE 16-35mm f/2.8 GM | 1/1250s @ f/5.6, ISO 125

Das 16–35 ist kein Objektiv, das man sofort mit Sportfotografie in Verbindung bringt. Aber auf der Radstrecke kann es sehr nützlich sein. Ich kann dadurch kreativer arbeiten, was die Bildeinstellung angeht. Ich kann zum Beispiel durch Café-Fenster oder das Innere eines Autos fotografieren, um eine andere Perspektive zu bekommen. Dank des ausklappbaren Displays der α9 kann ich aus hohen oder flachen Winkeln fotografieren: Ich überrage etwa die Menge um Armeslänge, stelle mich auf Autos oder versuche, so weit wie möglich auf den Boden zu kommen, um den Radfahrern mehr Wirkung zu geben. Dadurch erhalte ich einen gewissen verschwommenen Vordergrund, was dem Foto Tiefe verleiht und den Blick auf die Action lenkt.

Jubelnder Radfahrer im lila Trikot beim Überqueren der Ziellinie

© Russ Ellis | Sony α9 + FE 100-400mm f/4.5-5.6 GM OSS | 1/1250s @ f/5.6, ISO 2000

Das AF-System der α9 ist unglaublich fortschrittlich, aber auch extrem wandlungsfähig – perfekt für den Radsport. Ich verwende immer den Continuous AF Modus, bei Action-Aufnahmen stelle ich den AF-Bereich auf ‚Flexibler Spot‘ ein. Ich nutze den Joystick, um ihn zentral zu positionieren oder auch ein bisschen versetzt, wenn ich die Fahrer auf die eine oder andere Seite des Rahmens verschieben möchte, und bewege dann die Kamera, um auf dem Fahrer zu bleiben, den ich im Fokus haben möchte. Meiner Meinung nach ist das die beste Methode, insbesondere dann, wenn eine Gruppe dicht gedrängter Fahrer im Sprint auf mich zukommt. Wenn ich am Ende des Rennens Porträts oder unbemerkte Aufnahmen mache, wechsle ich in den Augenerkennungsmodus.

Nelson Oliviera radelt auf einer leeren Straße

© Russ Ellis | Sony α9 + FE 16-35mm f/2.8 GM | 1/1250s @ f/5.0, ISO 320

Für mich gibt es drei Hauptansätze hinsichtlich der Belichtung bei meinen Radsportaufnahmen: Der erste besteht darin, das Motiv einzufrieren, und dafür fotografiere ich immer mit Blendenpriorität. Weil sich die Helligkeit ändert, während man dem Rennen folgt, bietet dies eine bessere Belichtung als eine manuelle Einstellung. Ich richte die Blende ein, dann setze ich die ISO auf AUTO und beschränke die niedrigste Verschlusszeit auf rund 1/1000 Sekunde. Danach verwende ich einfach das Belichtungskorrekturrad, um den Bildausschnitt nach Bedarf aufzuhellen oder abzudunkeln. Das Tolle an den spiegellosen Kameras von Sony ist, dass ich live im EVF sehen kann, wie dies die Belichtung beeinflusst.

 Gruppe von Radfahrern in starkem Regen

© Russ Ellis | Sony α9 + FE 24-70mm f/2.8 GM | 1/500s @ f/4.0, ISO 2500

In eher passiven Situationen fotografiere ich im manuellen Modus und verwende bewusst mittlere Verschlusszeiten wie etwa 1/60 Sekunde. Wenn ich beispielsweise in einem Laden bin und einen Radfahrer im Bild habe, wie er an der Tür vorbeifährt, dann bekomme ich das Innere und die Menge scharf, aber wenn der Fahrer vorbeifährt, gibt es ein wenig Bewegungsunschärfe, was der Aufnahme eine gewisse Lebendigkeit verleiht. Wenn er in solchen Fällen zu scharf ist, vermischt er sich zu sehr mit den statischen Elementen des Motivs.

Radfahrer mit hoher Geschwindigkeit, vor verschwommenem Hintergrund

© Russ Ellis | Sony α9 + FE 100-400mm f/4.5-5.6 GM OSS | 1/25s @ f/16, ISO 125

Schließlich gibt es Panoramaaufnahmen, die eine lange Verschlusszeit und Kamerabewegung kombinieren, der Fahrer bleibt scharf, aber der Hintergrund ist verschwommen. Die Kamera mit Radfahrern mitzuschwenken, ist ziemlich schwierig. Das sind Panoramaaufnahmen bei vielleicht 1/10 Sekunde, da ist viel Raum für Fehler. Da gibt es Verwacklungen der Kamera, aber auch der Körper des Fahrers kann sich nach oben und unten bewegen. Im Serienaufnahmemodus zu fotografieren, gibt mehr Chancen auf ein gutes Bild, und selbst wenn die Brille oder der Helm oder das Gesicht scharf sind, ist das für mich ein Sieg.

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