Aufnahmen in Schwarz-Weiß sollten geplant sein
Nur weil man ein Foto von einer Farb- in eine Schwarz-Weiß-Aufnahme umwandelt, wird es nicht plötzlich Kunst. Um eine solche Umwandlung zu rechtfertigen, muss eine Kombination verschiedener Elemente entsprechend abgestimmt werden. Ein Porträt verfolgt ein bestimmtes emotionales Ziel – und wenn Sie von Anfang an auf ein Schwarz-Weiß-Bild abzielen, können Sie dieses leichter erreichen.
Wenn Sie Ihre Kamera auf Schwarz-Weiß-Aufnahme einstellen, können Sie das finale Bild besser visualisieren und Ihre Belichtung überwachen.
Meistens habe ich beim Fotografieren meine Alpha an einen Laptop angeschlossen. Zu Beginn eines Shootings stelle ich einen geeigneten Schwarz-Weiß-Wert ein. Wenn die Porträts dann auf dem Computer erscheinen, kann ich sicherstellen, dass die Beleuchtung den gewünschten Look and Feel erzeugt.
Wenn Sie mit den kameraeigenen Kreativstilen oder Bildprofilen fotografieren, passen Sie diese so an, dass sie Ihren Vorstellungen möglichst nahe kommen. Denken Sie daran: Sie können immer auf die Rohdatei zurückgreifen – die Schwarz-Weiß-Einstellung wird nur auf die JPEG-Bilder angewendet.
Trauen Sie sich
Aktuell lautet mein Motto „Mut wird in der Regel belohnt“. Halten Sie sich also nicht zurück. Farben leiten das Auge durch das Bild und können auch die Psyche beeinflussen. In Schwarz-Weiß haben Sie diese Mechanismen nicht, weshalb Sie Kontrast und Form nutzen müssen, um das Auge zu führen. Ohne Ablenkungen durch Farben können Sie mit einem einfacheren, cleaneren Ansatz arbeiten. Kreieren Sie kraftvolle Kompositionen mit geschwungenen Linien und nutzen Sie Beleuchtung und Bearbeitung, um alles zusammenzubringen.
Führen Sie Regie
Scheuen Sie nicht davor zurück, Ihr Motiv herauszufordern, um es nach Ihren Vorstellungen zu inszenieren. Gehen Sie ganz nah heran, um Formen zu erzeugen und (wenn es sein muss) Ihrem Motiv eine Performance zu entlocken – selbst an den Tagen, an denen es sich am meisten sträubt. Beim Fotografieren in Schwarz-Weiß zahlt sich all das besonders aus und sorgt für phänomenale Aufnahmen. Gehen Sie niemals mit dem Gedanken aus einem Shooting, dass Sie hätten mehr herausholen können.
Mein Foto von Rick Rubin gehört zu meinen Lieblingsbildern. Es ist eine Nahaufnahme, die ein Gefühl von Intimität vermittelt, das in Farbe einfach nicht entstehen würde. Ich habe das Bild mit einem FE 35mm f/1.4 G Master Objektiv aufgenommen, etwa 50 cm von seinem Gesicht entfernt. Um eine solche Reaktion zu erzielen, müssen Sie bei der Regie, aber auch bei der Bearbeitung mutig sein. Dann wird das Bild auch ein Erfolg.
Achten Sie auf die Glanzlichter
Meine oberste Regel beim Einrichten meiner Kamera besteht darin, Rohdaten aufzunehmen, damit ich die volle Kontrolle über mein Bild habe. Auch im Hinblick auf die Glanzlichter gehe ich kein Risiko ein. Ich behalte immer das Histogramm der Kamera im Auge, um sicherzustellen, dass ich keine Details in den Lichtern verliere. Glücklicherweise hat der Sensor der Alpha 7R V einen Dynamikumfang von bis zu 15 Blendenstufen. Es ist beeindruckend, wie viele Details die Kamera sowohl in den Glanzlichtern als auch in den Schatten einfangen kann.
Weiches Licht, Kontrast später hinzufügen
Das Fotografieren mit hartem Kontrast ist ein Fehler. Wenn Sie stark belichten, bleiben Sie am Ende auf diesem Kontrast sitzen. Wenn Sie jedoch das Licht weich und das Verhältnis zwischen hell und dunkel unter Kontrolle halten, können Sie später entscheiden, wie stark das Bild bearbeitet werden soll.
Meine Aufnahme von Paul Simonon ist ein hartes, aggressives Porträt, doch die Beleuchtung ist sehr weich. Dafür hatte ich auf der einen Seite ein schwarzes Tuch angebracht, das Gegenteil eines Reflektors, und auf der anderen Seite einen sehr nahen, weichen Schirm. Das Licht ist zwar sehr weich, doch das Verhältnis ist genau richtig für mich, um den Kontrast im Bild zu erzeugen.
Nutzen Sie den Autofokus mit Augenerkennung
Der Augen-AF ist die größte Freiheit, die uns die Kameratechnik je beschert hat. Ich freue mich jedes Mal darüber, wenn ich meine Alpha 7R V in die Hand nehme, denn dank dieser Funktion kann ich mich auf die Gestaltung des Porträts konzentrieren anstatt auf die Steuerung der Kamera.
Als ich Alan, einen Surfer, fotografiert habe, ging gerade die Sonne unter. Ich habe das 50mm f/1.2 G Master Objektiv bei 1/8000 s verwendet. Durch den Augen-AF wusste ich, dass das Auge selbst bei f/1.2 perfekt fokussiert sein würde. Hätte ich es mit f/8 oder f/11 aufgenommen, wäre es nur ein Schnappschuss geworden. Doch durch die Aufnahme mit weit geöffneter Blende wird der Blick des Betrachters auf das Spannende im Bild gelenkt: sein Auge und seinen Ausdruck. Alans Porträt strahlt Gesundheit, Optimismus und seine Liebe zum Meer aus – die ganze Wahrheit liegt darin begründet.
Mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen kann ich die Begeisterung des Augenblicks einfangen, was mir in Farbe nicht gelingen würde – sie sind einfacher, direkter und immer unmittelbar.
Versuchen Sie, ein Porträt zu kreieren, das fesselt, Wahrheiten erzählt oder einfach nur ein Ruhepol ist.
„Glückseligkeit ist der Sinn und Zweck des Lebens, das ganze Ziel und der Endpunkt der menschlichen Existenz“ – Aristoteles